Cholera ist keine übliche Reiseerkrankung, selbst bei Reisen in Länder, in denen Choleraausbrüche bei der Bevölkerung vorkommen. Das Risiko, an einer Cholera zu erkranken, wird für Touristen aus Europa und Nordamerika auf 2 – 3 Fälle pro 1.000.000 Reisende geschätzt. Selbst bei Einsatz in Cholerabehandlungszentren sind nosokomiale Infektionen mit Cholera sehr selten. Für die meisten Reisenden ist eine Choleraimpfung daher nicht indiziert. Trotz Impfung besteht kein Schutz gegen Serovar O139. Die Impfung bietet zudem, gemäß neuerer Daten, keine hinreichende Wirkung zur Verhütung von ETEC-Reisediarrhoe. Die Impfung ersetzt nicht die gebotenen Maßnahmen zur Körper-, Nahrungs- und Trinkwasserhygiene (z. B. Nutzung von Flaschenwasser), die alleine schon hocheffektiv in der Verhinderung einer Choleraübertragung sind.
Indikationen
Die Impfung kann, ergänzend zu den allgemeinen Körper-, Trinkwasser- und Nahrungsmittelhygieneregeln erwogen werden während aktueller Choleraausbrüche für
- Beschäftigte in der Flüchtlings- und Katastrophenhilfe, z. B. in der Wasser- und Abwasseraufbereitung oder in Cholerabehandlungszentren
- Reisende in abgelegene Gebiete über einen längeren Zeitraum unter mangelhaften Hygienebedingungen und ohne zeitnahen Zugang zu medizinischer Versorgung, z. B. auch abgesetzte Kräfte der Bundeswehr, Beschäftigte bei Einsatz nach Naturkatastrophen
- Reisende in aktuelle Ausbruchgebiete mit der Gefahr schwerer Verläufe bei besonderer individueller Disposition, z. B. durch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, chronische Erkrankungen mit erhöhtem Komplikationsrisiko durch Flüssigkeits- und Elektrolytstörungen (z. B. chronische Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus), Zustand nach Magenresektion und schwerer Störung des Magensäureschutzes. .
Impfstoff
Totimpfstoff; inaktivierte Vibrio cholerae Serovar O1 + rekombinant hergestellte Toxin Untereinheit B.
Applikation
Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren: 2 Dosen oral, Kinder von 2 – 6 Jahren 3 Dosen oral im Abstand von 1- 6 Woche(n). Eine Stunde vor und nach der Einnahme nicht essen und trinken.
Wirksamkeit
gut bei in Endemiegebieten Lebenden; bei vorübergehend Exponierten unbekannt.
Beginn ca. eine Woche nach der zweiten Dosis, abnehmend auf 60% nach ca. 2 Jahren,
bei Kleinkindern Nachlassen der Wirksamkeit bereits nach 6 Monaten.
Wiederimpfung mit einer Dosis nach 6 – 12 Monaten (WHO) bzw. Erwachsene/Kinder nach 2 Jahren, Kleinkinder nach 0,5 Jahren (Herstellerangaben).
Zusätzliche Hinweise und Empfehlungen
Zur Wirksamkeit bei Immundefizienten und Personen >65 Jahren gibt es keine ausreichenden Daten. Bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, die mit Vedolizumab behandelt werden, ist die Wirksamkeit herabgesetzt.