Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V.
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Tropenmedizin, Reisemedizin
und Globale Gesundheit e.V.
 
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Inhalt

Antworten des StAR zu Qdenga

Vorlesung Tropenmedizin & Global Health im SS2024

Hinweise zum Lieferengpass des Tollwut-Impfstoffes Rabipur®

Projekt Arbeitserfahrungen in Auslandseinsätzen

Preis für Tropenmedizin 2023

 

Zur Impfung gegen Denguefieber mit Qdenga®
FAQs erarbeitet durch den Ständigen Ausschuss Reisemedizin (StAR) der DTG

(Vers. 5.0, Stand 16.02.2024)

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Seit Februar 2023 ist mit Qdenga® ein neuer Impfstoff gegen Denguefieber in Deutschland verfügbar. Im November 2023 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Empfehlung zur Impfung mit Qdenga® veröffentlicht. Sie ist zusammen mit einer ausführlichen wissenschaftlichen Begründung im Epidemiologischen Bulletin nachzulesen [1].

Dennoch erreichen die DTG aktuell zahlreiche Fragen zur Praxis rund um die Impfung mit Qdenga®. Im folgenden Dokument haben wir daher versucht, besonders häufig gestellte Fragen zu beantworten und Hintergründe zu erläutern. Um die Antworten kompakt zu halten, verzichten wir bewusst auf die Zitierung von detaillierten Studienergebnissen. Hierzu verweisen wir auf die Zulassungsstudien, die Fachinformation und die ausführliche wissenschaftliche Begründung der STIKO.

Die im Folgenden gewählte männliche Form bezieht sich zugleich auf weibliche, männliche und diverse Personen.
                                                                                                                         

1. Um welche Art Impfstoff handelt es sich bei Qdenga®?

Qdenga® ist ein tetravalenter, attenuierter Lebendimpfstoff. Er wurde zum Schutz gegen alle vier Serotypen des Dengue-Virus entwickelt. Genetisches Rückgrat ist das Dengue-Virus Serotyp 2 (DENV-2).

2. Für wen ist Qdenga® zugelassen und wie wird der Impfstoff verabreicht?

Der Impfstoff ist in Europa ab einem Lebensalter von 4 Jahren zugelassen. Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Impfstoffdosen, die im Abstand von mindestens drei Monaten subkutan verabreicht werden. Angaben zur Notwendigkeit einer Auffrischimpfung gibt es aktuell noch nicht.

3. Was ist bei der Anwendung von Qdenga® praktisch zu beachten?

Nach Rekonstitution entsteht zunächst eine milchige, schaumige Lösung. Es dauert rund 3 Minuten, bis die Lösung durchsichtig wird. Erst dann soll der Impfstoff aufgezogen und verabreicht werden.

4. Wie gut wirkt Qdenga®?

Die Angaben zur Wirksamkeit von Qdenga® beziehen sich auf Studien, welche in Dengue-Endemiegebieten durchgeführt wurden. Daten zu Reisenden aus nicht-endemischen Gebieten gibt es derzeit noch nicht.

Die Effektivität von Qdenga® hängt von mehreren Faktoren ab: Dem Serotyp des Dengue-Virus, dem Serostatus des Impfkandidaten und dem gemessenen Endpunkt (Schutz vor virologisch bestätigtem Dengue oder Schutz vor Hospitalisierung/schwerem Denguefieber).

Qdenga® schützt Personen, die bereits eine Dengue-Virus-Infektion durchgemacht haben, gegen Infektionen mit allen vier Serotypen (DENV-1-4)[2]. Ein Jahr nach Impfung beträgt der Schutz vor einer virologisch bestätigten Dengue-Virus-Infektion bei dieser Personengruppe rund 80%, vier Jahre nach Impfung noch etwas über 60% [1, 2]. Die Schutzwirkung gegen die jeweiligen Serotypen fällt jedoch unterschiedlich aus.

Personen, die in der Vergangenheit keine Dengue-Virus-Infektion durchgemacht haben („Dengue-Naive“) sind gemäß einer Analyse über einen Zeitraum von 4,5 Jahren nach Grundimmunisierung gegen DENV-2 (88.1%) und teilweise (45.4%) gegen Infektionen mit DENV-1 geschützt. Für DENV-3 konnte keine Wirksamkeit nachgewiesen werden, für DENV-4 verhinderten zu niedrige Inzidenzen im Studienzeitraum eine Aussage zur Wirksamkeit der Vakzine gegen diesen Serotyp[2].

5. Für welche Reisenden empfiehlt die STIKO eine Impfung gegen Denguefieber mit Qdenga®?

Die STIKO empfiehlt die Impfung mit Qdenga® als Reiseimpfung nur für Personen, die "anamnestisch eine labordiagnostisch gesicherte Dengue-Virus-Infektion durchgemacht haben und in ein Dengue-Endemiegebiet reisen und dort ein erhöhtes Expositionsrisiko haben (z. B. längerer Aufenthalt, aktuelles Ausbruchsgeschehen)".

Dies soll im Folgenden näher erläutert werden:

Es ist ausreichend, dass Reisende anamnestisch angeben, im Zusammenhang mit einem Aufenthalt in einem Dengue-Endemiegebiet an einer Dengue-typischen Symptomatik erkrankt zu sein und dass die Diagnose zum Zeitpunkt der akuten Infektion labordiagnostisch gesichert wurde. Retrospektive serologische Tests sind fehleranfällig und werden daher nicht empfohlen.

Eine typische Symptomatik wäre eine Kombination aus Fieber, starken Gliederschmerzen und /oder Exanthem, ggf. auch weiteren Symptomen. 

Eine labordiagnostische Sicherung einer akuten Infektion kann durch einen positiven NS1-Antigen(schnell)test oder mittels Virusnachweis in der PCR erfolgen. Alternativ sind zwei serologische Testungen im Abstand von ca. 10 Tagen erforderlich, die IgM- und IgG-Titerverläufe dokumentieren.

Es wird von der STIKO nicht explizit gefordert, dass die Testergebnisse in schriftlicher Form vorliegen, um die Indikation zur Impfung zu stellen. 

6. Warum wird die Impfung von der STIKO nur für Reisende empfohlen, die schon einmal Denguefieber hatten?

Eine Dengue-Virus-Infektion hinterlässt vermutlich einen lebenslangen Schutz gegen den infizierenden Serotyp. Zudem besteht zunächst auch eine Kreuzimmunität gegen die anderen drei Dengue-Serotypen. Diese ist jedoch nach einigen Monaten wieder rückläufig.

Im Falle einer Zweitinfektion mit einem anderen DENV-Serotyp können die Antikörper aus der vorangegangenen Infektion die Folgeinfektion verstärken, anstatt sie zu verhindern ("Antibody-Dependent Enhancement", ADE). Schwere Verläufe von Denguefieber treten daher bevorzugt bei Zweitinfektionen auf.

Würde auch die Lebendimpfung mit Qdenga® infektionsverstärkende Antikörper induzieren, könnte ein Dengue-Naiver im Falle einer Wildtyp-Infektion nach Dengue-Impfung ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben, wenn die Vakzine nicht vollständig gegen alle vier DENV-Serotypen schützt.

Dieses Phänomen hat man in der Vergangenheit bei einem anderen Dengue-Impfstoff, Dengvaxia®, beobachtet [3]. Dieser war jedoch anders aufgebaut. Beobachtungen an Dengvaxia® sind daher nicht direkt auf Qdenga® übertragbar. 

Eine Studie mit 4,5 Jahren Nachbeobachtungszeit zeigte, dass Dengue-Naive nur einen (partiellen) Schutz gegenüber DENV-1 und DENV-2 aufweisen (siehe Kommentar zu Frage 4) (2). Es könnten also Impflücken gegenüber DENV-3 und DENV-4 bestehen. Inwieweit die durch Impfung mit Qdenga® induzierten Antikörper tatsächlich infektionsverstärkend wirken, lässt sich aktuell noch nicht beantworten. In der Studie von Tricou et al [2] kann ein solcher Effekt für Infektionen mit DENV-3 zumindest nicht ausgeschlossen werden.

Insgesamt sind in den Nachbeobachtungsstudien jedoch nur wenige Fälle von schwerem Denguefieber sowohl in der Placebo-Gruppe als auch bei den Geimpften zu beobachten gewesen.

Ein durch Qdenga® induziertes ADE, das im Zentrum der Argumentation der STIKO steht, lässt sich zusammenfassend aktuell weder beweisen noch ausschließen. Die Datenlage ist dafür derzeit unzureichend.

7. Viele Reisende möchten aktuell wissen, ob sie in der Vergangenheit eine Dengue-Virus-Infektion hatten, insbesondere da rund 75% aller Dengue-Virus-Infektionen subklinisch oder unspezifisch verlaufen.

Gibt es einen Test, der eine Infektion retrospektiv nachweisen kann?

Nein, aktuell gibt es keinen einfach zugänglichen Test, der eine zurückliegende Dengue-Virus-Infektion zweifelsfrei nachweisen kann. Dies gilt für asymptomatisch und symptomatisch verlaufene Infektionen.

Serologische Tests für Dengue können insbesondere falsch-positiv ausfallen: Sie kreuzreagieren mit serologischen Reaktionen auf andere Flavivirus-Infektionen oder - Impfungen (z. B. gegen Gelbfieber, Japanische Enzephalitis oder FSME).

Daher wird eine retrospektive Testung nicht empfohlen.

Zweifelsfrei diagnostizieren lässt sich eine Dengue-Virus-Infektion nur zum Zeitpunkt der akuten Infektion (s. Antwort auf Frage 5).

8. Was mache ich, wenn sich Reisende weniger als 3 Monate vor der Abreise vorstellen und somit nur Zeit für eine Dengue-Impfung haben, anstelle von zwei?

Die STIKO fordert eine komplette Grundimmunisierung vor der Ausreise.

Wer nicht die nötige Zeit von 3 Monaten mitbringt, sollte gemäß STIKO-Empfehlung nicht geimpft werden.

9. Wie ist es mit Reisenden, die immer wieder in kurzen Abständen in Dengue-Endemiegebiete reisen und sich daher nicht die drei Monate am Stück in Deutschland aufhalten, die für die Grundimmunisierung erforderlich wären?

Oder wie ist es mit den Reisenden, die in weniger als 3 Monaten zu einem Langzeitaufenthalt in einem Dengue-Gebiet aufbrechen wollen?

In diesen Fällen kann es gerechtfertigt sein, die Grundimmunisierung zu beginnen, auch wenn die zweite Impfung nicht mehr vor der (nächsten) Ausreise in ein Dengue-Endemiegebiet erfolgen kann.

Wichtig ist es, die Reisenden auf die Notwendigkeit einer vollständigen Grundimmunisierung (2 Impfungen) hinzuweisen, sowie auf mögliche Risiken, falls diese unterbleibt.  Es sollten konkrete Hinweise gegeben werden, wie und wo die Impfserie vor Ort komplettiert werden kann. 

10. Laut Fachinformation wurde schon ein Schutz von rund 81% gegen Dengue-Fieber im Zeitraum zwischen der ersten und der zweiten Impfung gemessen.
Wieso reicht dann nicht bereits eine Impfung aus?

Hintergrund der STIKO-Empfehlung sind Bedenken, dass bei inkompletter Grundimmunisierung eine Kombination aus infektionsverstärkenden Antikörpern bei gleichzeitig inkomplettem Impfschutz gegen Dengue vorliegen könnte (siehe Frage 6).

Dies könnte insbesondere dann der Fall sein, wenn Reisende sich auch im weiteren Verlauf nicht die zweite Impfung verabreichen lassen, und dann z. B. in den folgenden Jahren, immer noch unvollständig geimpft, in ein Dengue-Endemiegebiet reisen.

Zudem weist auch die Fachinformation auf die Erfordernis einer vollständigen Grundimmunisierung hin.

11. Was mache ich, wenn ein Dengue-naiver Reisender vor Erscheinen oder in Unkenntnis der neuen STIKO-Empfehlungen die erste Dengue-Impfung erhalten hat? Soll er jetzt noch eine zweite Impfung bekommen?

Die  Impfserie sollte abgeschlossen werden, auch wenn die STIKO grundsätzlich keine allgemeine Impfempfehlung für Dengue-Naive abgibt. Hier überwiegt der Vorteil einer kompletten Grundimmunisierung, siehe Kommentar zur Frage 9.

12. Dürfen auch Personen gegen Dengue geimpft werden, die (vermutlich) noch keine Dengue-Virus-Infektion hatten ("Dengue-Naive")?

Die STIKO merkt an, dass aufgrund der mangelnden Datenlage aktuell keine allgemeine Impfempfehlung für Menschen ausgesprochen werden kann, die noch keine Dengue-Virus-Infektion hatten. Sie weist jedoch darauf hin, dass neben ihren eigenen Empfehlungen weitere Impfindikationen bestehen können[4]. Eine fehlende STIKO-Empfehlung ist demnach kein Hindernis für eine begründete Impfung.

Gemäß EMA-Zulassung in Europa und Fachinformation kann die Impfung auch bei Personen ohne vorherige Dengue-Virus-Infektion eingesetzt werden. Laut deutscher Fachinformation sollte Qdenga® jedoch gemäß den offiziellen Empfehlungen angewendet werden.

Wichtig erscheint daher in jedem Fall, die Entscheidung für oder gegen eine Impfung gut mit den Reisenden zu besprechen und dies entsprechend zu dokumentieren. 

Der StAR arbeitet an einem Informations- und Dokumentationsblatt, das kostenlos zur Verfügung stehen wird.

13. Für welche Dengue-naiven Reisende könnte eine Impfung u. U. begründet sein?

Eine seriöse Nutzen-Risikoabwägung ist derzeit aufgrund von mangelnden Daten schwierig. Zu erwägen wäre sie aus Sicht des StAR für folgende Personengruppen:

Personen, die in Dengue-Endemiegebieten aufgewachsen sind oder dort lange gelebt haben und erneut in Endemiegebiete reisen:

Diese Personen waren mit relativ hohem Risiko Dengue-exponiert. Diese Gruppe Reisender könnten von einer Dengue-Grundimmunisierung profitieren, selbst wenn sie sich nicht an eine Dengue-Episode erinnern können.  

Langzeitausgereiste

Langzeitausgereiste, die ihren Lebensmittelpunkt über längere Zeit in einem Dengue-Endemiegebiet haben, könnten von einer Dengue-Impfung profitieren. Bei der Beratung sollten auch die nationalen Impfempfehlungen des jeweiligen Gastlandes Beachtung finden.

Bei Langzeit-Aufenthalten in einem Dengue-Endemiegebiet steigt das Risiko einer Dengue Infektion kumulativ. In einer Studie an US-Langzeitausgereisten mit Aufenthaltsdauer >1 Jahr hatten 40% serologische Hinweise auf eine Dengue-Infektion [5]. Aufenthalte in Gebieten mit aktuellen Ausbrüchen erhöhen das Risiko [6].

Es sollte vor diesem Hintergrund nicht unberücksichtigt bleiben, dass auch eine Dengue-Erstinfektion, unabhängig vom Vorhandensein infektionsverstärkender Antikörper, mit Komplikationen und erheblicher Morbidität einhergehen kann [7]. Daten aus Endemiegebieten legen zudem nahe, dass individuelle Risikofaktoren Komplikationen begünstigen, wie das Vorliegen einer Schwangerschaft, chronischer kardiovaskulärer, renaler und pulmonaler Erkrankungen, Diabetes, Adipositas u.a. [8]. Auch diese Faktoren gilt es insbesondere bei der Beratung Langzeitausreisender zu bewerten und gegen tatsächliche Impfrisiken abzuwägen.

Es bleibt zu hoffen, dass eine verbesserte Datenlage aus dem reisemedizinischen Bereich, eine fundierte Beratung bald möglich machen wird.

Referenzen

1.         Kling K, Külper-Schiek W, Schmidt-Chanasit J et al. STIKO-Empfehlung und wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Impfung gegen Dengue mit dem Impfstoff Qdenga Epid Bull 2023; 2023: 3-43. DOI: 10.25646/11784

2.         Tricou V, Yu D, Reynales H et al. Long-term efficacy and safety of a tetravalent dengue vaccine (TAK-003): 4.5-year results from a phase 3, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet Glob Health 2024; 12: e257-e270. DOI: 10.1016/S2214-109X(23)00522-3

3.         Halstead SB. Dengvaxia sensitizes seronegatives to vaccine enhanced disease regardless of age. Vaccine 2017; 35: 6355-6358. DOI: 10.1016/j.vaccine.2017.09.089

4.         STIKO. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut 2024 Epid Bull 2024 2024: 1-72. DOI: 10.25646/11892

5.         Sanchez-Vegas C, Hamer DH, Chen LH et al. Prevalence of dengue virus infection in US travelers who have lived in or traveled to dengue-endemic countries. J Travel Med 2013; 20: 352-360. DOI: 10.1111/jtm.12057

6.         Halstead S, Wilder-Smith A. Severe dengue in travellers: pathogenesis, risk and clinical management. J Travel Med 2019; 26. DOI: 10.1093/jtm/taz062

7.         Huits R, Angelo KM, Amatya B et al. Clinical Characteristics and Outcomes Among Travelers With Severe Dengue : A GeoSentinel Analysis. Ann Intern Med 2023; 176: 940-948. DOI: 10.7326/M23-0721

8.         Sangkaew S, Ming D, Boonyasiri A et al. Risk predictors of progression to severe disease during the febrile phase of dengue: a systematic review and meta-analysis. Lancet Infect Dis 2021; 21: 1014-1026. DOI: 10.1016/S1473-3099(20)30601-0

 
 
 

Online-Vorlesung im Wahlpflichtfach "Tropenmedizin und Globale Gesundheit"
wird im SS 2024 fortgesetzt

Die DTG hat zusammen mit den Fachgesellschaften für Tropenpädiatrie, für Globale Chirurgie, für Tropendermatologie und der AG FIDE sowie dem DNTDS ein Curriculum entworfen, um Medizin-Studierenden das Wissen im Fach Tropenmedizin und Globale Gesundheit zu vermitteln. Einzelne Fakultäten erkennen diese Vorlesung als Wahlpflichtfach an.

Die digitale Vorlesung beginnt am 15. April 2024, sie findet jeweils montags von 18:00 bis 19:30 h statt.
Es werden 14 Termine (je 2 x 45 min) angeboten, entsprechend 14-16 Semesterwochenstunden/Semester.

Primär ist das Angebot für Studierende des 4.-6. Semesters.
Gasthörer, d.h. DTG-Mitglieder, können sich gerne ohne Verpflichtung als Gasthörer anmelden.

Das Programm der Vorlesung wird noch an dieser Stelle veröffentlicht.

Man kann als Gasthörer jederzeit einsteigen.

Sie können sich hier dazu anmeldenhttps://forms.office.com/e/sVdGEqctzx

Nach Anmeldung erhalten Sie für jede Vorlesung einen Link per mail.

 
 
 
Hinweise zum Lieferengpass des Tollwut-Impfstoffes Rabipur®

Vor dem Hintergrund des aktuellen Lieferengpasses des Tollwutimpfstoffs Rabipur® gibt die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) Hinweise, wie bezüglich einer Tollwutimmunisierung für Reisende verfahren werden.

Die DTG weist darauf hin, dass zur Tollwutimmunisierung gleichwertig der TOLLWUT-IMPFSTOFF Verorab® verwendet werden kann.

Eine mit Rabipur® begonnene Impfserie kann mit TOLLWUT-IMPFSTOFF Verorab® fortgeführt werden. Auch für Rabipur® ist das o.g. Impfschema seit Kurzem zugelassen. Eine Änderung der Fachinformation wurde vom Hersteller für Ende Dezember 2023 angekündigt.

Die WHO sieht seit 2018 keine weiteren Boosterungen mehr vor, sondern erachtet bei immungesunden Reisenden zwei Immunisierungen vor der Reise als ausreichend.

Wichtig im Expositionsfall ist jedoch immer eine sofortige intensive Reinigung der Wunde und eine anschließende zweimalige Boosterung.

Wenn das WHO-Schema angewendet wird, sollte im Impfausweis eine entsprechende Bemerkung auf Englisch eingetragen werden. Siehe auch Impfempfehlungen des Ständigen Ausschuss Reisemedizin (StAR) der DTG. hier

https://www.dtg.org/images/Startseite-Download-Box/2023_DTG_Empfehlungen_Reiseimpfungen.pdf

 


 
 
Projekt Arbeitserfahrungen in Auslandseinsätzen

Da der Auslandseinsatz weiterhin mit eine der größten Hürden für das Erlangen der Zusatzbezeichnung “Tropenmedizin” darstellt, möchten wir gerne eine Plattform erstellen, bei der bisherige Erfahrungen zu Auslandseinsätzen geteilt werden können. 
Dies soll anderen Kolleginnen und Kollegen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten geben, auf welche Art und Weise ein Auslandseinsatz gestaltet werden kann. Von Interesse ist unter anderem, welche Organisationen in Frage kommen und auf welche Rahmenbedingungen Sie in unterschiedlichen Einsätzen gestoßen sind.Wir würden uns diesbezüglich sehr über Ihre Mitarbeit und Hilfe freuen.

Falls Sie also bereits einen Auslandseinsatz hinter sich haben, würden wir es sehr schätzen, wenn Sie einen kurzen Fragebogen unter folgendem Link ausfüllen:
https://forms.office.com/r/vxkYP5CGXR.
 
Wenn Sie Ideen haben, wie diese Austauschplattform noch besser gestaltet werden kann, freuen wir uns über Hinweise.
Vielen Dank für Ihre Mithilfe!
 

 

 

Pressemitteilung
17.06.2023

Preis für Tropenmedizin 2023 der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) verliehen an Dr. med. Johannes Mischlinger, Hamburg.

Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) verleiht alle 2 Jahre den “Preis für Tropenmedizin“. Der Preis dient der Förderung jüngerer Wissenschaftler und wird für besondere wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Tropenmedizin oder der globalen Gesundheitswissenschaft verliehen. Er ist mit 5.000 Euro dotiert und wird derzeit von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung finanziert.

Der Preis für Tropenmedizin 2023 wurde am 16. Juni 2023 auf dem Kongress für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten (KIT2023), zugleich Jahrestagung der DTG, in Leipzig an Dr. med. Johannes Mischlinger (35), Arbeitsgruppenleiter am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, vergeben.

Er erhielt den Preis für seine Arbeiten zur „Optimierung des Managements von tropischen Erkrankungen auf Individuums- und Populationsebene“. Insbesondere konnte Dr. Mischlinger hat sich in den letzten Jahren mit der Verbesserung der Diagnostik und des Managements von Infektionen der Tropen beschäftigt, insbesondere mit der Malaria und der Infektion mit dem Wurm Loa loa.

So konnte er die Messgenauigkeit von Malaria-Schnelltests für alle malaria-endemischen Gebiete Sub-Sahara Afrikas errechnen. Dies ist von großer Bedeutung, da Schnelltests mittlerweile die gängigste Methode zur Diagnostik der Malaria in endemischen Ländern darstellen und da deren Testergebnisse häufig in therapeutischen Algorithmen zur Behandlung von fiebernden Kindern verwendet werden. Mittels der errechneten Ergebnistabellen kann die Angemessenheit von Malaria-Schnelltests in eben-genannten Behandlungsalgorithmen für die diversen malaria-endemischen Regionen Sub-Sahara Afrikas geschätzt werden. Damit liefert diese Arbeit einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Behandlung von fiebernden Kindern in Sub-Sahara Afrika.

Auch den mikroskopischen Nachweis der Malariaparasiten konnte er entscheidend verbessern: er fand, dass in Kapillarblut (z.B. der Fingerbeere) eine deutliche höhere Konzentration von Parasiten vorhanden ist als in venösem Blut. Dieser Parasitenüberschuss in Kapillarblut führt zu einem starken Sensitivitätsunterschied und kann entscheidend für die frühe Diagnose der Malaria sein. Ebenso zeigte er in einer großen Studie in Gabun, dass im Kapillarblut ca. 35% mehr Töchterwürmchen des Wurmes Loa loa nachgewiesen werden können, als in venösem Blut. Dies ist außerordentlich wichtig für die Bekämpfung der Onchozerkose (Flussblindheit). Diese kann nur behandelt werden, wenn der Patient nicht gleichzeitig Loa loa-Parasiten hat, denn sonst gäbe es schwere Nebenwirkungen der Therapie. Die Arbeiten von Dr. Mischlinger leisten so einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit der medikamentösen Therapie der Onchozerkose.

 

Aufklärungsbogen für die Dengue-Impfung mit dem Impfstoff Qdenga®

03.03.2023

Der Ständige Ausschuss Reisemedizin hat einen Aufklärungsbogen für die Impfung mit dem neuem Dengue-Impfstoff Qdenga entworfen.

Sie können ihn hier und in der Downloadbox auf der Startseite herunterladen.

 

Erste Stellungnahme des Ständigen Ausschusses für Reisemedizin zum neuen Dengue-Fieber-Impfstoff Qdenga®

27.01.2023

Der Ständige Ausschuss Reisemedizin (StAR) der DTG e.V. erstellt gemäß seiner Geschäftsordnung medizinische Empfehlungen für Reisen in das Ausland. Aufgrund vielfacher Anfragen aus dem Kreise der Mitglieder der DTG und der Fachöffentlichkeit wird im Folgenden zur Neueinführung des Dengue-Impfstoffes Qdenga® in Deutschland zum 15.02.2023 Stellung genommen. Dies ist eine erste Einschätzung der StAR-Mitglieder.

Der StAR bewertet derzeit in Kooperation mit der STIKO die weitere verfügbare Evidenz zu dem Impfstoff im Detail und wird hierzu in den nächsten Monaten eine gemeinsame Empfehlung veröffentlichen.

Dengue-Fieber wird durch ein Flavivirus verursacht, das in vier verschiedenen Serotypen in einem breiten und expandierenden Gürtel im Verbreitungsgebiet des Hauptvektors, Aedes aegyptii, vorkommt. Die Hälfte der Weltbevölkerung in 129 Ländern gilt als gefährdet; die WHO geht von 96 Mio. manifesten Erkrankungen pro Jahr aus, 70% davon in Asien (1).

Dengue-Fieber ist die häufigste reiseassoziierte Arbovirose in Deutschland (2) und gilt für beruflich Reisende als Berufskrankheit (3).

Dengue-Fieber ist typischerweise durch hohes Fieber mit einem zweigipfligen Fieberverlauf, Kopf- und starken Gliederschmerzen, einem masernähnlichen Hautausschlag, einer deutlichen Thrombopenie und einer hämorrhagischen Diathese gekennzeichnet. Schwere Dengue-Verläufe mit Schock, Hämorrhagien und Beeinträchtigung der Funktion vitaler Organe werden häufiger bei erneuter Infektion sowie bei Erstinfektionen durch Dengue-1 (DENV-1) und Dengue-3 (DENV-3) gesehen (12).

Aufgrund der verschiedenen Serotypen kann man mehrfach an Dengue-Fieber erkranken, da die resultierenden Antikörper nur kurze Zeit kreuzprotektiv wirken. Das erklärt die Schwierigkeiten bei der Impfstoffentwicklung. Eine Impfung muss ausreichende und langanhaltende Immunität gleichzeitig gegen alle vier Serotypen hervorrufen. Entstehen Impflücken gegen einzelne Serotypen, könnten diese im Falle einer folgenden Wildtypinfektion einen schweren Verlauf wie bei einer Re-Infektion begünstigen (4).

Impfstoffe

Eine erste Impfung gegen Dengue-Fieber wurde auf der Basis eines chimären Gelbfieber-Lebendvirus hergestellt und unter dem Namen Dengvaxia® eingeführt. Da dieser Impfstoff in zahlreichen Fällen, vor allem im Rahmen einer Impfkampagne bei Kindern auf den Philippinen zu einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe bei nachfolgender Wildtypinfektion führte, erfuhr Dengvaxia® 2017 eine Indikationseinschränkung auf Personen nach einer gesicherten Erstinfektion. Dengvaxia® wird dreimal gegeben und ist auch in Europa zugelassen, jedoch nur für Bewohner Dengue-endemischer Gebiete (z.B. Überseegebiete der Niederlande und Frankreichs) mit zudem dokumentiert durchgemachter Dengue-Infektion. Für reguläre Reisende ist der Impfstoff nicht zugelassen und in Deutschland auch nicht verfügbar.

Seit Dezember 2022 ist nun eine weitere Lebendimpfung gegen Dengue-Fieber (Qdenga®) auf Empfehlung der EMA durch die Europäische Kommision bei Personen ab 4 Jahren in Europa zugelassen (5). Es handelt sich um eine tetravalente Lebendvakzine auf der Basis des DENV-2.

Die Impfung wird zweimal im Abstand von drei Monaten ausschließlich s.c. gegeben und erzeugt unterschiedlich hohe Schutzraten gegen die vier DENV-Serotypen (7-10). Die Schutzwirkung bei zuvor Infizierten ist bei dieser Impfung grundsätzlich höher als bei Menschen die noch keine Dengue-Infektion durchgemacht haben.

Wirksamkeitsdaten von Qdenga®

Für eine Bewertung der Wirksamkeit liegen vier Publikationen (7-10) und die Fachinformation (6) vor.

Nach 54 Monaten betrug die generelle Wirksamkeit gegen virologisch bestätigtes DENV-Fieber aller Serotypen 61.2%, gegen Hospitalisierung wegen schwerem Dengue-Fieber 84.1% (6).

Die Wirksamkeit bei Seronegativen (SN) gemittelt über alle DENV-Serotypen betrug 53,5% gegen eine DENV-Infektion, gegen Hospitalisierung wegen schwerem Dengue-Fieber 79.3%. Die Wirksamkeit bei Seropositiven (SP) betrug 64.2% respektive 85.9% (Tabelle 4 in (6)).

Subgruppenanalysen 3 Jahre nach der 2. Impfung (Tabelle 1 in (7) und Tabelle 4 in (6)) zeigten z.T. unbefriedigende Ergebnisse:

  • fehlende Wirksamkeit bei SN gegen DENV-Infektion und Hospitalisation durch DENV-3
  • fehlende Wirksamkeit bei SN gegen DENV-Infektion durch DENV-4
  • fehlender Nachweis eines Schutzes bei SN und SP gegen Hospitalisation durch DENV-4 aufgrund nicht-ausreichender Erkrankungszahlen in den Studienpopulationen.

Es gibt Hinweise für ein frühes Einsetzen des Schutzes zwischen den beiden Impfungen mit einer explorativen Schutzwirkung von 81% gegen DENV-Fieber aller Serotypen bei allerdings kleinen Fallzahlen (6, 8).

Zu keinem Zeitpunkt konnten im Gegensatz zu Dengvaxia® bis zu 54 Monate nach der Impfung Signale für einen schweren Verlauf durch eine Wildtypinfektion bei zuvor seronegativ Geimpften beobachtet werden. Eine Serotestung vor Impfung ist daher nicht erforderlich (7-10).

Bei ca. der Hälfte der SN-Geimpften (11) und bei 16% der SP-Geimpften wurde in der zweiten Woche nach der Erstimpfung mit Qdenga® eine vorübergehende Impfvirämie beobachtet. Sie dauerte durchschnittlich vier Tage und ging mit leichten bis mittelschweren Symptomen einher, wie Kopfschmerzen, Arthralgie, Myalgie und Ausschlag bei einigen Probanden. Nach der zweiten Dosis wurde dies nur selten beobachtet.

Zu beachten ist, dass die Impfung zweimal im Abstand von drei Monaten zu geben ist und daher eine frühzeitige Beratung voraussetzt.

Eine Kombination mit der Hepatitis A und der Gelbfieberimpfung ist untersucht und möglich. Die Antikörperantworten für DENV waren nach gleichzeitiger Verabreichung von Qdenga® und Gelbfieberimpfstoff allerdings verringert (6). Die Wechselwirkungen und Kontraindikationen gemäß der Fachinformation sind zu beachten, z.B. der 4wöchige Abstand zu anderen Lebendimpfungen (6).

Vorläufige Bewertung für die Reisemedizin in Deutschland

Eine abschließende Bewertung für die Reisemedizin ist nicht einfach. Wie bei vielen Zulassungsstudien wurde auch hier die Impfung nicht in allen potentiellen Zielgruppen geprüft, z.B. nicht in Älteren, schwangeren Frauen und Vorerkrankten. Für die Extrapolation auch auf diese, u.U. besonders vulnerablen und daher von einer Impfung speziell profitierenden Gruppen sollte daher jenseits der harten Evidenz tatsächlich auch Raum für Expertenmeinungen sein.

Die erzielbaren Schutzraten sind vergleichbar mit denen gegen die saisonale Influenza, für die eine breite reisemedizinische Indikation gestellt wird.

Nach gegenwärtigem Wissensstand würden in der reisemedizinischen Praxis nach Abwägung von Nutzen und Risiko vor allem folgende Personen von einer Impfung mit Qdenga® profitieren:

  • Langzeit- oder häufig Reisende, z.B. beruflich Entsandte in Dengue-endemische Gebiete
  • Visiting Friends and Relatives (VFR) aus Dengue-endemischen Gebieten, die häufige oder längere Aufenthalte dort planen
  • Personen, die bereits eine DENV-Infektion durchgemacht haben und in ein Land mit hohem Risiko für eine Dengue-Übertragung reisen
  • Personen mit dem Risiko eines schweren Verlaufs gemäß WHO (12), die in ein Gebiet mit hohen Risiko für eine Dengue-Übertragung reisen.
  • Frauen, die eine Schwangerschaft in einem Gebiet mit hohen Risiko für eine Dengue-Infektion austragen wollen (cave: Qdenga® ist als attenuierter Lebendimpfstoff während der Schwangerschaft kontraindiziert und eine Schwangerschaft sollte bis 4 Wochen nach der Impfung verhindert werden (6)).

Die WHO sieht ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf eines Dengue-Fiebers bei Schwangeren, bei älteren und adipösen Menschen, Menschen mit schweren und chronischen Vorerkrankungen, Patienten mit Ulkuskrankheit, Bluterkrankungen und Gerinnungsstörungen sowie bei Patienten unter Steroiden und NSAR (12).

In der tropenmedizinischen Praxis wird, wie grundsätzlich bei vielen Indikationsstellungen für Reiseimpfungen, die Kenntnis der aktuellen infektionsepidemiologischen Lage vor Ort, die Kenntnis der genauen Reiseplanung und das Wissen um die persönlichen Risikofaktoren des Reisenden für die Abschätzung des konkreten individuellen Risikos und damit für eine Impfempfehlung wichtig bleiben.

Literatur

  1. WHO: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/dengue-and-severe-dengue).
  2. RKI Infektionsepidemiologisches Jahrbuch für 2020, Berlin 2021
  3. BK 3102 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (siehe https://www.dguv.de/bk-info/icd-10-kapitel/kapitel_01/bk3102/index.jsp).
  4. Halstead SB. Dengvaxia sensitizes seronegatives to vaccine enhanced disease regardless of age. 2017;35(47):6355-8.
  5. EMA - QDENGA 2022 siehe: https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/qdenga
  6. Fachinformation Qdenga® Dezember 2022
  7. Rivera L, Biswal S, Saez-Llorens X, Reynales H, Lopez-Medina E, Borja-Tabora C, et al. Three-year Efficacy and Safety of Takeda's Dengue Vaccine Candidate (TAK-003). Clin Infect Dis. 2022;75(1):107-17.
  8. Biswal S, Borja-Tabora C, Martinez Vargas L, Velasquez H, Theresa Alera M, Sierra V, et al. Efficacy of a tetravalent dengue vaccine in healthy children aged 4-16 years: a randomised, placebo-controlled, phase 3 trial. 2020;395(10234):1423-33.
  9. Biswal S, Reynales H, Saez-Llorens X, Lopez P, Borja-Tabora C, Kosalaraksa P, et al. Efficacy of a Tetravalent Dengue Vaccine in Healthy Children and Adolescents. N Engl J Med. 2019;381(21):2009-19.
  10. Lopez-Medina E, Biswal S, Saez-Llorens X, Borja-Tabora C, Bravo L, Sirivichayakul C, et al. Efficacy of a Dengue Vaccine Candidate (TAK-003) in Healthy Children and Adolescents 2 Years after Vaccination. J Infect Dis. 2022;225(9):1521-32.
  11. Safety and immunogenicity of a single dose of a tetravalent dengue vaccine with two different serotype-2 potencies in adults in Singapore: A phase 2, double-blind, randomised, controlled trial, Vaccine 38 (2020) 1513–1519.
  12. WHO 2011 Comprehensive guidelines for prevention and control of dengue and dengue haemorrhagic fever. Revised and expanded edition

 

PDF-Datei der Stellungnahme ist hier herunterzuladen.

 

 COVID-19 – Stimmen aus den Ländern (aus dem Jahr 2020)

Wir haben Kolleginnen und Kollegen in den Tropen aus unserem die Welt umspannenden globalen Netzwerk gebeten, uns ihre Einschätzungen von vor Ort zu geben. Diese finden Sie nachfolgend abgedruckt.

Südafrika

Kapstadt wurde neulich als New York City von Afrika bezeichnet. Vermutlich wegen des regen Tourismus ist die Stadt nahe der Südspitze Afrikas derzeit das am meisten von COVID-19 betroffene Gebiet in ganz Afrika, Mehrere „founder events" mit Ursprung in europäischen Ländern sind bekannt. Der südafrikanische „Lockdown", der ab dem 26. März bis Ende April die weltweit wohl umfassendsten Einschränkungen verhängte, konnte das Übergreifen von den zunächst betroffenen relativ wohlhabenden auf ärmere Bevölkerungsgruppen nicht verhindern. Es kam zu mehreren, teilweise erheblichen Ausbrüchen in „essential workplaces", die trotz Lockdown den Betrieb aufrechterhalten mussten. Insbesondere das Konzept der häuslichen Quarantäne und Isolierung ist illusorisch, wenn ganze Großfamilien sich ein bescheidenes Häuschen oder gar einen „Shack" teilen, von eigenen Sanitärbereichen ganz zu schweigen. Zum Glück ist Südafrika, oder zumindest die nicht allzu sehr durch Korruption und Inkompetenz betroffenen Bereiche, recht gut auf Notfälle eingestellt: Seit Mitte März läuft unser Labor auf vollen Touren, mit 24/7-Schicht-System, etlichen neu angeschafften Geräten und einer massiven Ausweitung der SARS-CoV-2 Testung. Enttäuschend ist es, dass wir nach wie vor mit erheblichen Engpässen beim Nachschub von Testkits sowohl für weitgehend automatisierte Systeme als auch für molekulare Schnelltests zu kämpfen haben. Wir können das mithilfe qualifizierten Personals weitgehend kompensieren, doch in weniger gut aufgestellten afrikanischen Ländern wirft dies kaum lösbare Probleme auf.

Prof. Dr. Wolfgang Preiser, Virologe in Kapstadt

 

Tansania

Leben und Arbeiten im Ungewissen! Tansania geht seinen ganz eigenen Weg während der Corona-Virus-Pandemie: kein Lockdown, keine Nennung von Fallzahlen und die Durchführung von möglichst wenig Testen, die alle nur im nationalen Gesundheitslabor ausgewertet werden dürfen. Das macht das Arbeiten im Krankenhaus derzeit besonders schwierig, denn wie schützt man seine kleinen Patienten, deren Eltern und die Mitarbeiter am besten vor einer Ansteckung, wenn man die aktuelle Lage insgesamt kaum einschätzen kann? Trotz allem geht es uns bisher insgesamt gut und wir wahren die leise Hoffnung, dass die ganz große Katastrophe ausbleiben wird und die junge Bevölkerung des Landes gegenüber dem Virus ausreichend widerstandsfähig ist.

Dr. Antke Züchner, Neonatologin in Dar-es-Salaam

 

Indien

Corona calls for caring! We are in 5th lock out in India.This lock out is more in Red zone area like Mumbai, Pune Chennai, Delhi and many big cities. I speak more about Maharashtra as it is more infected then other states and also the situation in India. The infection came from abroad when Indians return to their home places and nobody was aware of it. In initial stage nobody took it serious. The first case was found in Kerala. Now many infected cases are going to their home place from Red zone so every village in India have corona virus cases. The local people are safe and very well follow the instruction. It is urban who are more infected. The infection in many places because of overcrowded and no out let for the people. The people are asked to move from 7am to 7pm, and then there is curfew. If we do not follow the instruction then there is fine taken from person. Regularly, pesticide are put, cleanliness is done. The schools are still closed and there is discussion to open the senior classes with lots of rules and regulation. The covid 19 is increasing very rapidly, every day about 4000 cases and 300 deaths. Many police and the nurses are infected. Most of the people are from abroad and Maharashtra who have come back to their home place. We are continuously instructing the people to remain safe. Since there is no place for quarantine, now home quarantine has started. At present we have over 15,500 deaths in India. Many patients who have died are senior and have other complications. Many nurses and police are infected and special arrangements are made to treat them.

Sr. Jema Rodriguez, Krankenschwester in Shirampur

 

Venezuela

Initially, it was believed that the pandemic would not arrive into Venezuela due to its international isolation, early quarantine measures and the immobility of the population due to the lack of gasoline. Up to date several factors complicate the situation: An internationally declared complex humanitarian crisis, which affects among many other things the essential supplies in hospitals and homes; the late and incomplete institutional response from the country's health authorities throughout these months; the continuous flow of Venezuelans returning to the country, unable to stay in the places they currently live; the urgent need for citizens to acquire provisions on a daily basis, due to their limited purchasing capacity and storage of supplies; the immense queues to fill up on what little gasoline there is. We are reaching a critical mass of citizens and health personnel detected as suspicious and ill, which allows us to assume that the situation is getting out of hand. This in a few days can translate into a critical scenario due to the difficulty of properly tracing the chain of contacts and the immense deterioration of the country's hospital services.

Prof. Dr. Alicia Ponte-Sucre, Parasitologin in Caracas

 

Paraguay

Paraguay hat bereits Anfang März Kontrollen und Quarantäne für Reisende aus dem Ausland angeordnet und generelle Quarantäne ab 11. März. Durch diese schnellen und strikten Maßnahmen sehen die offiziellen Zahlen bezüglich COVID-19 günstiger aus als in den Nachbarländern: ca. 1942 Fälle, davon 882 aktiv, 1045 Gesundgewordene, 15 Tote (27. Juni). Weder im Chaco, noch unter Indígenas sind derzeit Fälle registriert. Da die meisten Indígenafamilien eine monatliche finanzielle Unterstützung der Regierung unterhalten, sowie mit der Schulnahrung (jetzt als Lebensmittelpakete, die in einigen Provinzen trotz nicht stattfindendem Präsenzunterricht weiterläuft – aber eben nur für Schüler), ist zumindest die Grundernährung weitgehend gesichert. Kritischer ist die Situation in Dörfern, in denen die meisten von Gelegenheitsarbeiten abhängig sind. Eine Schwierigkeit ist, dass viele Indígenas sich nicht von der Ernsthaftigkeit des Virus überzeugen lassen und damit auch die Bestimmungen nicht einhalten; viele meinen, es handle sich um „ein Problem der Weißen“... Daher versuchen wir, in nun erlaubten Kleingruppen Aufklärungsarbeit zu leisten und auf den Anordnungen zu bestehen (Hygienemaßnahmen etc). Aber – wie sollen sie die Hände waschen, wenn totaler Wassermangel herrscht? Oder „sozialen Abstand“ halten, wenn in jedem Häuschen mehrere Familien auf kleinstem Raum zusammenleben?

Miguel Fritz, Missionar im Chaco

 

Argentinien

In Argentina, preventive and compulsory social isolation policies were adopted early, which allowed flattening the virus spread curve and thus avoid the collapse of the health system. Currently, almost all of the country has gone to phase 4, with numerous activities allowed adopting and respecting strict prevention protocols. However, in the Buenos Aires Metropolitan Area it is difficult to contain the virus spread rate and it was necessary to return to mandatory isolation (phase 1). In Misiones province, which borders Brazil and Paraguay, in addition to respecting national measures, the total closure of borders was carried out, since the situation reported mainly in Brazil is not favorable. It should also be noted that, at the same time, northern Argentina suffers from an endemic, caused by the Dengue virus, which is why the provincial authorities took advantage of reinforcing its prevention measures. The possible clinical evolution of patients with concomitant viral infection (coronavirus and dengue) is unknown. Unfortunately, the provincial and national economic difficulties have become even more evident; however, prioritizing the health of the population is mandatory.

Prof. Ana María Teresita Foth, Rektorin und Prof. Gerardo Moreno, Dekan in Posadas

 

Demokratische Republik Kongo

Corona hat Bukavu befallen, viele Menschen haben sich infiziert und sind von der Krankheit betroffen. Aufgrund der Schwäche des Gesundheitssystems konnten nur wenige Patienten diagnostiziert werden. Wir sind jedoch in der Lage, schwerkranke Patienten zu versorgen. Aber wir wollen, dass das Gesundheitssystem als Folge dieser Epidemie gestärkt wird. Während die Welt auf Corona konzentriert ist, erleben wir immer noch viel Gewalt, insbesondere sexuelle Gewalt gegen Frauen. Der Kampf für Gerechtigkeit und Frauenrechte in der Demokratischen Republik Kongo muss fortgesetzt werden. Drei Monate lang trug ich bei der medizinischen Koordination der Corona-Virus-Reaktion in Süd-Kivu zur Umsetzung der Corona-Virus- Strategie in unserer Provinz bei. Nun, da die Teams einsatzbereit sind, habe ich mein Eintreten für mehr Gerechtigkeit und Frieden in unserem Land wieder aufgenommen.

Dr. Denis Mukwege, Friedensnobelpreisträger 2018

“Ihr redet von Corona. Wir erleben hier wie jeden Tag neue Menschen aus Djugu, der Region, wo gerade schlimmste Gewalt geschieht, Menschen vertrieben werden. Manchmal wissen wir nicht mehr aus noch ein. Die Welt schaut weg, während hier die Hoffnung langsam stirbt.“ Rose Mumbere mit ihrem Team von MUSACA hat in den letzten Jahren ein Notfallprogramm für vertriebene Binnenflüchtlinge in Bunia aufgebaut. Sie geht in die Lager um Schwanger und Kinder zu versorgen und hat 2 Jahre lang wegen Ebola aufgeklärt und insbesondere Maßnahmen zu Handhygiene eingeführt. Eine Ebolaausbruch konnte verhindert werden. „Nun redet Ihr von Corona“, sagt sie mir. „die ersten Fälle sind hier bestätigt, aber was uns viel mehr Not macht, sind die vielen traumatisierten Menschen, die Schwierigkeiten sie mit sauberem Wasser zu versorgen. Eigentlich brauchten wir viel mehr Mittel. Wir werden uns weiter um Aufklärung und Hygiene bemühen, aber was wir brauchen, ist Frieden und ein Ende der Gewalt. Die Welt schaut auf Corona, während hier unendliches Leid geschieht.“ Vor einem Jahr hat Gisela Schneider die Region besucht. Dabei konnten wir uns in und um Bunia relativ frei bewegen. Inzwischen tritt die Gewalt auch am Stadtrand von Bunia und auch in der Stadt auf. Die Menschen leben auf engstem Raum zusammen, „social distancing“ kann hier niemand praktizieren und bei einem Coronaausbruch wird das schon jetzt oft überforderte Gesundheitssystem kaum reagieren können. Das Difäm unterstützt die kirchlichen Gesundheitseinrichtungen, um eine Basisversorgung aufrecht zu erhalten. Menschen wie Rose Mumbere leisten eine unglaubliche Arbeit – und lassen sich trotz allem nicht entmutigen.

Rose Mumbere und Dr. Gisela Schneider, Difäm

 

Gabun

Wie der Großteil der frankophonen Länder Afrikas hat sich auch Gabun sehr früh mit der Pandemie beschäftigt und Labormitarbeiter wurde schon Anfang Februar vom Institut Pasteur in Dakar in der Diagnostik von SARS-CoV-2 ausgebildet. Maßnahmen wie Reisebeschränkungen und Schulschließungen wurden bereits im März parallel zu denen in Europa durchgeführt, noch bevor die ersten Fälle im Land aufgetreten sind. Es scheint, dass– trotz allen Schwächen im Gesundheitssystem – weitgehend den Empfehlungen von WHO und CDC Afrika gefolgt wird. Das Testen von Verdachtsfällen und Kontakten funktioniert mittlerweile recht gut, das Tracing von Kontaktpersonen aber deutlicher schlechter. Die Isolierung von Fällen wird dagegen kaum ernsthaft versucht. Am Forschungszentrum CERMEL (www. cermel.org) in Lambaréné haben wir den deutlichen Anstieg der Fälle direkt mitbekommen, da wir bis Juni nur eines von 2 Diagnostikzentren im gesamten Land waren. Daher mussten wir sehr schnell unsere Labortätigkeit fast zur Gänze auf die Diagnostik von SARS-CoV-2 umstellen. Obwohl das Land eine Reihe von prominenten Todesfällen durch COVID zu beklagen hat, hört man weder von überfüllten Intensivstationen noch von überwältigten Bestattungsunternehmen. Die Sorgen um Kollateralschäden durch die Vernachlässigung anderer Krankheiten während der Pandemie sind jedoch zweifellos berechtigt. Jetzt, Mitte Juli scheinen die Anzahl neuer Fälle etwas zurückzugehen und der Fokus wird auf die Rücknahme der Reisebeschränkungen gelegt – zu einem Zeitpunkt bei dem die Übertragung noch recht hoch ist.

Prof. Dr. Bertrand Lell, CERMEL, Lambaréné, Gabun

Äthiopien

Äthiopien hat wie die meisten Länder Afrikas zeitig auf die sich entwickelnde Pandemie reagiert und umfassende nicht-pharmazeutische Maßnahmen implementiert, die das öffentliche Leben paralysierten. Über das gut ausgestattete Nationale Institut für öffentliche Gesundheit (EPHI), wurde ein Regional Laboratory Capacity Building Program initiiert, dem wir uns sofort anschlossen. Etwa 3,5 Millionen Menschen leben in der hügeligen, landwirtschaftlich geprägten Gegend rund um die Stadt Asella in Zentraläthiopien. Westliche Ausländer haben hier Seltenheitswert. Seit 2013 sind jeweils zwei deutsche Ärzte im Hirsch Institut auf dem Campus des Asella Teaching and Referral Hospitals tätig. Vor COVID beschäftigten wir uns in unserem kleinen, klinischen Forschungslabor mit nosokomialen Infektionen, Sepsis und AMR. Mittlerweile haben wir uns mit unseren beschränkten Mitteln in ein diagnostisches Monster verwandelt und zahlreiche Evolutionsstufen hin zu einem professionalisierten klinischen Routinelabor übersprungen. Besucher würden es nicht wiedererkennen! Unser Supply speist sich im Wesentlichen aus den nationalen Quellen, hin- und wieder bekommen wir Unterstützung aus unserer Heimatuniversität in Düsseldorf. Die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden, der Universität und den Klinikern funktioniert sehr gut. Seit dem ersten Fall am 13. März konnten in Äthiopien bislang 52,131 Infektionen nachgewiesen werden, 809 Patienten sind verstorben. Die Behandlung findet ausschließlich in speziell umfunktionierten Health Centers und Krankenhäusern statt, zudem werden Hotels als Quarantänestationen genutzt. Da es wie vielerorts in Afrika viele asymptomatische Infektionen und wenig schwere Verläufe gibt, stellt sich stets die Frage: Bleibt die Lage aufgrund der Altersstruktur so glimpflich, oder kommt da noch was? Setzen wir unsere Mittel angesichts der vielfältigen Aufgaben richtig ein? Wie hoch werden die Kollateralschäden der Pandemie sein?

Marlen Schneider und Yannik Eggers, Hirsch-Institut für Tropenmedizin, Asella, Äthiopien