Influenza ist die häufigste impfpräventable Infektionskrankheit auf Fernreisen; die Inzidenzrate wird auf 1% pro Reisemonat geschätzt. Ein Impfschutz ist daher nicht nur für Reisende, die Risikofaktoren für einen schweren Verlauf haben, sondern generell sinnvoll. Auch wenn die Influenza als Gesundheitsrisiko oft bagatellisiert wird, so gibt es doch einige reisespezifische Besonderheiten zu bedenken: Erkrankt man etwa auf einer Tropenreise mit Fieber (wie bei einer Influenzainfektion in der Regel der FalI), so ist eine Abklärung geboten, zum Ausschluss von Tropenkrankheiten wie Malaria oder Dengue. Dies kostet Reisezeit und Geld, belastet das lokale Gesundheitssystem und birgt in manchen Regionen der Welt die Gefahr, sich mit multiresistenten bakteriellen Erregern zu kolonisieren. Im Kontext eines Krankheitsausbruches besteht bei einer fieberhaften Symptomatik , ggf. das Risiko sich zwangsweise einer Diagnostik unterziehen zu müssen oder isoliert bzw. abgesondert zu werden.
In den gemäßigten Zonen der Welt tritt die saisonale Influenza vor allem in den Wintermonaten auf. Auf der Nordhalbkugel sind dies die Monate von Oktober bis April/Mai und auf der Südhalbkugel von April/Mai bis Oktober. In den Tropen kann es hingegen ganzjährig zu Influenzaausbrüchen kommen. Die Impfung sollte möglichst vor Beginn der Grippesaison der jeweiligen Region und spätestens 1-2 Wochen vor der Abreise erfolgen. Nach den bisherigen Erfahrungen kann bei Reisen auf die Südhalbkugel der hiesige Impfstoff verwendet werden. Dieser ist allerdings ab dem Frühjahr nur eingeschränkt verfügbar, zudem ist das Verfallsdatum zu beachten. Daher sollten insbesondere Langzeitreisende auf die Möglichkeit hingewiesen werden, sich in der Zielregion impfen zu lassen, sofern der Impfstoff dort verfügbar ist und sichere Injektionen gewährleistet sind.
Werden Reisen in Gruppen unternommen, zu denen Personen aus Regionen gehören, in denen das Grippevirus zirkulieren könnte (z. B. Kreuzfahrten, längere Flug- oder Busreisen) ist die Impfung auch außerhalb der genannten Zeiträume ganzjährig sinnvoll. Dies gilt auch für Großveranstaltungen (z. B. Hadsch).
Impfstoffe
Inaktivierter quadrivalenter Impfstoff.
Kinder und Jugendliche (2 bis 17 Jahre) können alternativ mit einem attenuierten Influenza Lebendimpfstoff (LAIV) geimpft werden (Nasenspray).
Wirksamkeit
Gut bis befriedigend; Beginn circa 1-2 Wochen nach Impfung für 6-12 Monate.
Wiederimpfung
Jährlich, bei Erstimpfung im Kindesalter von bis zu 9 Jahren: zweite Dosis nach 4 Wochen.
Spezielle Kontraindikationen
Bei tetravalentem Lebendimpfstoff als Nasenspray: primäre oder sekundäre Immundefizienz, schweres Asthma, gleichzeitige Behandlung mit Salicylaten (Reye-Syndrom); Vorsicht bei kraniofazialen Fehlbildungen.
Zusätzliche Hinweise und Empfehlungen
Zulassung der tetravalenten Totimpfstoffe (Influsplit Tetra®, Vaxigrip Tetra®) ab 6 Monaten, bei neuen Totimpfstoffen Fachinformation beachten.
Zulassung des tetravalenten Lebendimpfstoffs (Fluenz® Tetra Nasenspray) von 2-17 Jahren. Präferenz gemäß STIKO nur bei Impfhindernissen wie zum Beispiel Spritzenphobie, Gerinnungsstörungen.
Bei Verwendung des Lebendimpfstoffs werden bis 2 Wochen nach Impfung attenuierte Influenzaviren ausgeschieden. Geimpfte sollten sich von hochgradig immundefizienten Menschen fernhalten.
Gegen die aviäre Influenza (Vogelgrippe) schützt eine saisonale Influenzaimpfung nicht.