Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V.
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Tropenmedizin, Reisemedizin
und Globale Gesundheit e.V.
 
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Das Japanische-Enzephalitis-Virus (JEV) ist ein Flavivirus, welches bisher nur in Süd-, Südost- und Ostasien endemisch ist (ein fraglicher autochthoner Fall wurde in Angola beschrieben). Die Übertragung erfolgt durch vorwiegend nachtaktive Culex-Mücken. Die Erkrankung zeigt eine deutliche Saisonalität während und kurz nach der Regenzeit. Die Inzidenz von JEV-Infektionen und JEV-Enzephalitis ist innerhalb der Endemiegebiete unterschiedlich.

Möglicherweise durch zunehmende Schweinezucht, auch am Rande der rasch wachsenden Städte, ist in den letzten Jahren das JE-Risiko in periurbanen Gebieten angestiegen. 

Der Mensch ist Fehlwirt; das Virus amplifiziert bevorzugt in Reservoirtieren (Schweine, Reiher). Die Durchimpfungsraten in der lokalen Bevölkerung haben somit keinen Einfluss auf das Risiko für Reisende.

Wie bei vielen Flaviviren (z. B. auch bei Gelbfieber, FSME und Zika) verläuft die Mehrzahl der Infektionen inapparent oder subklinisch; bei JE in >90% der Fälle.

Klinisch manifeste Fälle verlaufen zu circa einem Drittel letal, ein weiteres Drittel erleidet schwere neurologische Behinderungen. Jedes Jahr werden nur sehr wenige Fälle bei internationalen Reisenden berichtet, es ist jedoch von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen.

Indikation

Impfung empfehlen:

  • für längerfristige Aufenthalte in Endemiegebieten (Süd-, Südost- und Ostasien) z. B. für Langzeitreisende (ab 4 Wochen); auch kumulativ bei wiederholten Kurzzeitreisen und Ver­wandtenbesuchen („ 11)(42).
  • für Reisende mit erhöhter Exposition, z. B. ausgedehnte Aufenthalte im Freien in ländlichen oder landwirtschaftlichen Gegenden der Endemiegebiete, speziell während der Hauptübertragungszeit (Regenzeit und danach) – unabhängig von der Gesamt-reisedauer
  • Voraussichtlicher Aufenthalt in der Nähe von Reisfeldern und Schweinezucht. Dies müssen dabei nicht primär ländliche Gebiete sein, auch die Gebiete in der Umgebung der rasch wachsenden Städte sind in Betracht zu ziehen.
  • bei Wunsch des Reisenden nach umfassendem Schutz.

Impfung erwägen:

Bei Risikofaktor für schwere Verläufe wie Immunsuppression oder Alter ≥ 65 Jahre für alle Reisende in Endemiegebiete unabhängig von der Reisedauer während der Hauptübertragungszeiten

Impfstoff

Totimpfstoff aus inaktiviertem JEV (IXIARO®).

Applikation

  • Ab 3 Jahre: 0,5 ml i. m.
  • Kinder von 2 Monaten bis 3 Jahren: 0,25 ml i. m.
  • Einen speziell für Kinder zugelassenen Impfstoff gibt es nicht. Zur Appli­kation der korrekten Kinderdosierung ist die entsprechende Markierung auf dem Spritzenkolben zu beachten (=Verwerfen von 0,25 ml Impfstoff).

Grundimmunisierung

Je 1 Dosis am Tag 0 und 28, Schnellimpfschema für Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahre (je 1 Dosis am Tag 0 und 7). Sowohl beim konventionellen als auch beim schnellen Impfschema sollte die Grundimmunisierung mindestens 1 Woche vor einer möglichen Exposition mit JEV abgeschlossen sein.

Auffrischimpfung

Bei erneuter Exposition innerhalb von 12 – 24 Monaten nach Abschluss der Grundimmunisierung. Die Dauer des Impfschutzes der Auffrischimpfung wird bei Erwachsenen mit 10 Jahren angegeben. Darüber hinaus liegen noch keine Daten vor.

Wirksamkeit

Endpunktstudien mit klinischen Daten an Reisenden stehen nicht zur Verfügung, die Wirksamkeit des Impfstoffes wurde in Immunogenitätsstudien mit Antikörper-Titern als Surrogat-Endpunkt bestimmt. Es wird von einer guten bis sehr guten Seroprotektion ausgegangen.

 

Zusätzliche Hinweise und Empfehlungen

In Zusammenhang mit dem globalen Klimawandel werden immer wieder zeitliche Verschiebungen der lokal üblichen Regenzeiten beobachtet, sowie auch extreme Wetter-Ereignisse mit Starkregen auch außerhalb der Regenzeit.

Bei der Einschätzung des JE-Risikos empfiehlt es sich daher, nach Möglichkeit die tatsächliche Wetterlage zu recherchieren, anstatt sich lediglich auf Klimadiagramme zu verlassen.