Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V.
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Tropenmedizin, Reisemedizin
und Globale Gesundheit e.V.
 
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Typhus ist eine fäkal-oral übertragene fieberhafte Allgemeininfektion, zur Epidemiologie siehe DTG-Empfehlungen zu Reiseimpfungen, DTG-Homepage, Downlaod-Box).

Die Inkubationszeit ist mit 1 – 6 Wochen relativ lang. Im internationalen Reiseverkehr werden die meisten Typhusinfektionen in Südasien erworben, dies spiegelt sich auch in Deutschland jedes Jahr in den Angaben des RKI zu importierten Typhus-Infektionen wider. 2018 kamen 64% der importierten Typhusfälle aus Südasien (Indien, Pakistan und Nepal), knapp die Hälfte aus Indien.

Zugleich entwickeln sich in Südasien Salmonella Typhi-Stämme mit extensiver Antibiotikaresistenz, nicht nur gegen Chinolone, sondern zunehmend auch gegen Ceftriaxon.

Indikationen

  • Reisen in Länder Süd- und Zentralasiens (Indien, Nepal, Pakistan, Bangladesch, Afgha­nistan) mit großzügiger Indikation.
  • Langzeitaufenthalte in endemischen Gebieten, insbesondere bei einfachen Aufenthaltsbedingungen (z. B. Bundesfreiwilligendienst o.ä., Rucksackreisen).
  • Reisen unter einfachen Reise-, Aufenthalts- bzw. Arbeitsbedingungen (z. B. Trekking, Hilfseinsätze) in endemischen Gebieten in Mittel- und Südamerika, Afrika und Asien mit niedrigen Hygienestandards, speziell auch bei aktuellen Ausbrüchen und Katastrophen.

Impfstoffe

Totimpfstoff: Vi-Kapselpolysaccharid von Salmonella Typhi (Stamm: Ty2)

Lebendimpfstoff: apathogene und attenuierte Salmonella Typhi (Stamm: Ty21a)

Applikation

  • 1 x 0,5 ml i. m. (ab vollendetem 2. Lebensjahr)
  • Je eine Kapsel oral an den Tagen 1, 3 und 5, jeweils nüchtern mindestens eine Stunde vor einer Mahlzeit (Schluckimpfstoff: ab 5 Jahren).
  • Anmerkung: In den USA und in Kanada ist für den oralen Lebendimpfstoff ein 4-Dosen-Schema zugelassen. Dies induziert einen längeren Impfschutz von 5 Jahren.

Wirksamkeit

  • Mäßige Wirksamkeit, 50 – 70%
  • Beginn 14 (Totimpfstoff) bzw. 10 (Lebendimpfstoff) Tage nach der Impfung.

Wiederimpfung

Bei anhaltendem Risiko nach 2-3 Jahren.

Spezielle Kontraindikationen

Immundefizienz (nur für Lebendimpfstoffe)

Zusätzliche Hinweise und Empfehlungen

Bei gleichzeitiger Indikation für Typhus und Hepatitis A ist ein parenteraler Kombinationsimpfstoff verfügbar (ViATIM®), der ab 16 Jahren zugelassen ist.

Reisenden mit Vorkrankheiten (z. B. Immundefekte, Achlorhydrie, etwa durch Protonenpumpenhemmer, Zustand nach Cholezystektomie, interne Prothesen) sollte großzügig eine Impfung empfohlen werden.

Unmittelbar vor, während und 3 Tage nach der oralen Imp­fung mit dem Lebendimpfstoff dürfen keine Antibiotika, Sulfonamide oder Malariamittel gegeben werden, weil diese die in der Lebendvakzine enthaltenen Salmonellen am Wachstum hindern und damit die Immunantwort gefährden könnten. Abführmittel sind während des Impfzeitraumes zu vermeiden.

Gegen enteritische Salmonellen sind beide Typhusimpfstoffe unwirksam; Daten weisen in Feldversuchen auf eine gewisse Wirksamkeit (etwa 50%) der oralen Impfung gegen Paratyphus A und B hin.

Ein neuer parenteraler Konjugatimpfstoff (Typbar TCV®, Bharat Biotech) wurde 2018 von der WHO präqualifiziert und wird derzeit in Studien erprobt, weitere Konjugatvakzinen sind in Entwicklung. Dieser Impfstoff kann ab einem Lebensalter von 6 Monaten geimpft werden. Ziel­gruppe sind aktuell noch primär Kinder in Ländern mit hohem Typhus­risiko bei gleichzeitig zunehmender Antibiotikaresistenz. In einer Feldstudie an >10. 000 Kindern in Nepal mit klinischen Endpunkten konnte eine Wirksamkeit des Impfstoffes von >80% gezeigt werden(50). Der Impfstoff ist in Deutschland noch nicht zugelassen; ob die Herstellerfirma eine Zulassung für den europäischen Markt beantragen wird, ist derzeit unklar. Konjugatimpfstoffe erscheinen als eine attraktive Alternative zu den in Deutschland derzeit verfügbaren Vakzinen.